Montag, 18. Mai 2015

12. - 18. Mai: Shenandoha National Park

Was ich noch vergessen habe zu schreiben von Waynesboro, VA: ich habe da einen älteren Herrn getroffen, der denselben Spitznamen bzw. Trailnamen hatte wie ich: 10-Speed. Tom ist pensioniert und fährt seit mehreren Jahren eine große Runde durch die USA. 10000 Meilen bzw. 16000 Kilometer. Wir haben uns natürlich glänzend über das Rennradfahren unterhalten. Er war fasziniert von meinen Geschichten und ich wohl noch mehr von seiner Art zu Leben. Es ist so typisch für viele Amerikaner und dafür bewundere ich sie irgendwie. Er hat eine sehr kleine Pension, eigentlich nicht einmal der Rede wert. Er besitzt kein Haus, kein Auto, usw. Nur sein altes Rennrad und einen selbst gebauten Anhänger. Seine Telefonrechnung bezahlt ihm seine Tochter. Und so zieht er seit etwa fünf Jahren durch das Land. Und er schien mir sehr, sehr glücklich zu sein! Was würde die grosse Allgemeinheit in der Schweiz oder in Europa über so einen Lebensstil denken? Diese Unbekümmertheit bewundere ich an den Amerikanern immer mehr.
Nun, vom Gratis-Campingplatz mit Gratis-Dusche und Gratis-Internet ziehe ich nach meinem zweiten Ruhetag auf dem Trail wieder weiter. Shenandoha National Park ist der nächste Abschnitt. Leider ohne Ginger-T und RockOcean. Beide haben es mit ihrer Aufholjagd wohl etwas übertrieben und leiden an Sehnenscheidenentzündung bzw. haben geschwollene Fussgelenke...

Shenandoha NP: eine weitere Enttäuschung nach dem meistbesuchten Nationalpark der USA, dem Great Smoky Mountains NP. Sehr gut ausgebaute Wege, leider immer im Wald, ohne die meisten Aussichtspunkte, die von der Panoramastrasse, dem Skyline Drive, zu sehen sind, jemals zu Gesicht zu bekommen. Die Strasse überquert man aber unzählige Male und hört die Autis und Wohnmobile sehr oft vorherbei rauschen . So will kein wirkliches Wildniserlebnis aufkommen. Ich sehe zwar einige dieser Weisswedel-Hirsche, z.T. aus fünf Metern Distanz und sie machen keine Anstalten zu flüchten. Doch ist das Wildnis?
Drei Mal hat man im Park die Möglichkeit an einem Restaurant, einem sogenannten "wayside", Halt zu machen und Hamburger, Milchshake und andere Sachen zu absolut überteuerten Preisen zu kaufen. Ja, nach einigen Stunden Wandern leistet man sich den Luxus dann eben...
Aus dem Park raus ist mein Ziel nur noch möglichst schnell nach Harpers Ferry zu kommen. Es ist ungefähr die Mitte des Trails. Es ist jedoch schlechtes Wetter angesagt. Gottseidank hält sich das Wetter meist bis am Abend. So gerate ich einmal in ein heftiges Gewitter, komme aber noch einigermassen trocken zu einem Shelter. Ich beschliesse dort zu bleiben, anstatt noch einen Shelter weiter zu gehen. Das heißt jedoch auch, dass ich am nächsten Tag einige Meilen weiter gehen muss. So werden es dann fast 35 Meilen (ca. 55 km). Leider habe ich ein kleines Detail auf meinem Plan übersehen: "Rollercoaster" (Achterbahn). 13.5 Meilen nur hoch und runter. Dies nachdem ich schon 14 Meilen in den Beinen hatte. Ja, an diesem Abend war ich müde! Doch dann ist die Wasserquelle auch noch eine Viertel Meile steil den Hang runter gelegen. Das sind dann die Extra-Meilen, welche niemand zählt...

Leider kann ich wieder einmal nicht mehr Fotos einstellen...








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