Mittwoch, 29. April 2015

21.-28. April: Von wegen "Virginia Blues"

Viel Negatives habe ich vorher von Virginia gehört. Mit mehr als 500 Meilen (800 km) ist es der Bundesstaat, durch welchen das längste Teilstück des AT führt.
Nach dem Ruhetag in Damascus und einem super guten "Irish Pot Rost" fliegen wir nur so dahin. Ich denke das weniger der erste Ruhetag nach einem Monat der Grund dafür war, sondern einfach nur die Energie, welche man durch das ausgiebige Essen gewonnen hat.
Das Wetter ist gut, die Landschaft geradezu abwechslungsreich, wenn man das mit zuvor vergleicht. Unsere Gruppe ist sich einig: Virginia ist gut zu uns!
So gut, dass ich mit leerer Wasserflasche nur noch an eine Cola-Dose an der nächsten Forststrasse denke. Und siehe da, eine ganze Packung und ein einzelnes Bier steht da ganz alleine am Straßenrand! Was für ein schöner Tag!
Etwas weniger schön sind meine Füße. Also, schön sind sie eigentlich schon noch. Keine Blasen, nichts. Aber sie schmerzen jeden Tag aufs neue. Der Grund ist wohl mein Übergewicht. Nicht meines, sondern das meines ultraleichten Rucksacks. Aus Angst vor der Kälte habe ich schlussendlich dann doch noch dies und das eingepackt. Eine erste Ladung geht in Pearisburg (wo ich momentan gerade schreibe) weg nach Kanada zu meinen Onkel.
Gut meine Füße taten sehr weh an diesem Sonntagabend. Als wir am Shelter ankommen, fragt uns eine junge Frau, ob wir morgen auch zu diesem Frühstück gingen. Welches Frühstück?!?
Nun, eine Kirche veranstaltet jeden Montag (und nur am Montag...) ein Frühstück für die Wanderer. Gratis, inkl. Shuttle zur ca. 5 Kilometer entfernten Kirche. Und natürlich auch wieder zurück zum Trail. Wäre das in der Schweiz möglich?
Kurz vor dem Frühstück treffe ich auch noch meine ersten Schweizer: Salty und Chanty, ein Paar aus Luzern. Nach dem Frühstück fliegen ich und "Ginger T", der Engländer, wieder nur so dahin. Wir machen neun Meilen in 2h20. Wieder ein guter Tag!
Dann kommt noch eines der bisherigen Highlights: Wood Hole Hostel. Ein Bijou mitten im Wald. Ein alter Bauernhof, sehr einfach aber schön eingerichtet, tolles selbstgemachtes Essen, selbstgebackenes, richtiges BROT!!! Wow, Virginia ist bisher wirklich gut zu uns!
Übrigens stand das Wood Hole Hostel ziemlich genau bei 1000 Kilometer seit Beginn des Trails! Neue Schuhe sind bestellt. Die alten müssen jetzt irgendwie noch etwa 100 Meilen durchhalten...

Die Bilder wollen leider nicht so richtig. USA ist eben doch noch ein Entwicklungsland was Internet betrifft...
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Montag, 20. April 2015

5.-20. April: Ich gehe weiter

Wer meinen letzten Post mitbekommen hat, weiß dass ich nicht gerade begeistert bin von Appalachian Trail. Ich habe den Artikel mittlerweile wieder gelöscht, sonst behalten Sie mich noch hier in den USA und das ist so ziemlich das letzte was ich möchte.
Die "Great Smoky Mountains" habe ich ja schon mal umgetauft in "Little Foggy Hills", wobei mir die meisten Amerikaner sogar zustimmen. Kaum aus den Smokies raus gerate ich in ein Gewitter, rutsche auf einem nassen Stein aus und schlitze mir die Hand regelrecht auf. Meine Stimmung ist dementsprechend am Boden, wollte ich doch weiter kommen. Ich beschliesse dann ins Hostel namens "Standing Bear Farm" zu gehen. Es gibt Leute denen gefällt der Ort, vorallem Kiffer, Obdachlose, Althippies u.ä. Für mich ist es einfach nur Abzocke.
Dort treffe ich auf "Proudfoot" und "Samson the Bear", mit denen ich dann länger unterwegs war und die mir mit ihrer Art zeigen, dass es auch noch normal denkende Amerikaner gibt und nicht nur kriegsbesessene, arbeitslose Ex-Soldaten und Cliche-Texaner.
Bis Hot Springs überlege ich ernsthaft dem Trail abzubrechen. Ich bin zu enttäuscht von der öden Landschaft. Ich habe bereits diverse Alternativen abgeklärt und müsste in Hot Springs eigentlich nur noch aussteigen. Beinahe hätte ich es getan. Im letzten Moment entschliesse ich mich doch nochmal 5-6 Tage bis zur nächsten Ortschaft weiterzugehen und dann zu entscheiden. Die Landschaft ändert sich, ich beobachte die Natur mit etwas offeneren Augen und es beginnt mir zu gefallen.
So gehe ich auch von Erwin nochmal weiter bis Damascus. Diese Etappe wurde dann allerdings härter als von Profil her gedacht. Sehr schlechtes Wetter zog auf, so dass ich einen Tag früher als geplant in einem Shelter vor den Regen Schutz Suche. Auf den Roan Mountain hoch, laufe ich dann durch einen Bach hoch. Es schüttet den ganzen Tag. Ich laufe in meinen Unterhosen los, darüber dem Regen-Kilt. Irgendwann ist die Unterhose trotzdem nass und es beginnt unangenehm zu reiben - der Wolf... Ich ziehe dann die Unterhose auch noch aus und bin dann wie ein richtiger Schotte unterwegs. Sehr abgenehm, wenns nicht auch noch verdammt kalt wäre...
Auf der anderen Seite runter das gleiche Spiel, wandern durch ein Bachbett. Irgendwie kommen auch an diesem Tag mehr als 20 Meilen zusammen, immerhin mehr als 32 Kilometer. In einer Scheune finden wir Unterschlupf. Doch der Wind pfeift durch alle Ritzen und es ist alles nass. Okay, in dem Moment nicht sehr angemeldet, aber wir reden heute noch von diesem Tag und nicht von den schönen, sonnigen Tagen...
Mittlerweile bin ich gestern Abend, an 19. April in Damascus angekommen. Wieder bei Regenwetter, 25 Meilen bzw. 40 Kilometer lang. Nach einem Monat bin ich also bei Meile 470 angekommen. Immerhin schon mal 750 Kilometer gelaufen. Jetzt steht der Bundesstaat Virginia mit knapp 500 Meilen bevor. Hoffe ich schaffe auch dies und kann mich jedem Tag aufs neue motivieren. Es ist eine reine Kopfsache, kein Abenteuer, keine körperlich harte Wanderung, keine schöne Wanderung. Wenn jemand dies sucht, dann ist das der falsche Weg. Ich habe etwas anderes erwartet und musste meine Ansprüche jetzt ändern.




















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Samstag, 4. April 2015

29. März - 4. April: Smokies und Essen










Nach einer unruhigen Nacht in Hotel "Rumänien" und einem McDonalds Frühstück fahre ich an nächsten Tag zum Trail zurück. Ich fühle mich gut bis am Ende des Tages als ich Probleme mit meinen Füßen bekomme. Ich halte dann beim Shelter. Zum Glück ist noch fast alles frei. Übrigens bevorzuge ich es mittlerweile in den Sheltern zu schlafen. Hier treffe ich auf "Hasselhoff", einen lustigen Typen aus Sachsen. Am nächsten Tag treffen wir uns nochmal am nächsten Shelter, kurz vor dem TV nscheinend wurde hier "Deliverence" gedreht. Deutscher Titel "Beim Sterben ist jeder der Erste".
Vom NOC beginnt der harteste Tag bisher. Durch ein spätes Frühstück komme ich erst um 11.30 Uhr los, also in der größten Hitze. Zweimal geht mir das Wasser aus. Kein gutes Gefühl. Schlussendlich komme ich ziemlich erschöpft am Shelter an. Der letzte Platz ist belegt. Ich muss also in der Hängematte schlafen. Sch....
Ich treffe hier aber auch wieder auf ISO.
Nächsten Tag geht's runter zum Fontana Dam. Einstieg zu den Smokies. Ich übernachte im "Fontana Hilton". Tönt gut, ist aber nur ein etwas besserer Shelter.
Dann geht's in den sagenhaften Smokie Mountains Nationalpark. Um ehrlich zu sein, ich hätte es mir größer bzw. besser vorgestellt... Beim ersten Aufstieg habe ich dann auch noch Nasenbluten. Ich kann es fast nicht stoppen. Super, im Bärengebiet...
Am dritten Tag in den Smokies habe ich dann ein Problem mit welchem ich nie gerechnet habe: Essen! Ich kann den Frass nicht mehr sehen. Päckchen Nudeln, Snickers, Milchpulver. Igitt! Da muss sich etwas ändern. Deshalb beschliesse ich außerplanmäßig in die nächste Stadt zu fahren, Gatlinburg. Hoffe ich finde da was einigermaßen Essbares...



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