Samstag, 28. März 2015

26.-28. März: Erster Bundesstaat geschafft, erster Schnee

Nach meinem Geburtstag geht's morgens wieder auf den Trail. Heute überquere ich die Grenze von Georgia nach North Carolina. Ich habe einen Supertag nach dem großen Essen gestern und die vielen Aufstiege kommen mir entgegen. Kurz vor dem angepeilten Shelter überhole ich Irish, der rund eine Stunde vor mir gestartet ist. Ich beschliesse ab heute möglichst in Sheltern zu schlafen, Mäuse hin oder her. Das ganze Auf - und Abbauen des Hammocks ist mir zu mühsam und wenn es richtig kalt wird muss ich sowieso in einen Shelter.
Die nächsten Tage laufe ich jeweils nur 11, 12 Meilen und brauche dazu nur ca. 4 Stunden. Meine Tage sind also kurz. Am 27. beginnt es am Abend auf einmal zu schneien. Jetzt bin ich froh um die Daunensocken! In der Nacht wird es -10 Grad kalt. Einige haben damit ziemlich Mühe. Das Wandern ist dann dafür umso schöner. Zum Schluss gibt es sogar noch Trail Magic in Form von Hamburger! Zusammen mit Fry (sein Trailname, wie auch sein richtiger Name) und Heisenberg (einen Deutschen) beschliesse ich kurzfristig heute schon nach Franklin zu fahren um einzukaufen und eine Nacht im Motel zu übernachten. Motel "Romanian Style"...

















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Mittwoch, 25. März 2015

25. März: Happy birthday!

Heute morgen schaue ich zuerst mal verschlafen aus dem Hammock: eine Landschaft komplett in Nebel gehüllt. Mystisch. Nach und nach wandert einer nach dem anderen los. Heute soll es zum ersten Mal in eine Stadt gehen: Hiawassee. Lange läuft man im Nebel, ab und zu regnet es leicht. Ein Anstieg hat es in sich. Die Anstiege sind der Teil wo ich extrem schneller bin als meine Kollegen. Wer hätte das gedacht. Ich laufe oft vor oder hinter "Irish". Er hat eine immense Erfahrung im Wandern, ist dem Jacobsweg, den Pacific Crest Trail und den Continental Divide Trail gelaufen. Auch den AT hat er im 2006 schon gemacht und noch viele mehr. Es sieht so aus als ob wir uns mit der Zeit wohl von der Gruppe absetzen werden. Momentan sind wir aber noch am einlaufen, das heißt wir laufen relativ wenig Zeit am Tag. Das werden wir mit der Zeit steigern, dann werden die Distanzen auch länger. Momentan bewegen wir uns zwischen 11 und 16 Meilen pro Tag.
Als wir dann bei der Kreuzung der Straße welche nach Hiawasse kommen ist auch schon ISO's Mutter und ihre Freundin da. Sie haben spontan allerlei eingekauft und machen ein Trail Magic. Als ich zu ihnen hochgehe singen alle "Happy birthday".
In der Stadt gehen wir in ein Motel. Komischerweise hat es überall Polizei. Wir finden schnell raus, dass sich im Motel einer umgebracht hat - ein Wanderer...
Zum Abendessen gehen wir in ein "all-you-can-eat" Restaurant. Gut und genug. Schöne Abwechslung nach all den Fertignudeln!







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24. März: Hike your own hike

Heute haben wir geplant einen 15 Meilen entfernten Shelter anzugehen. Ich beschliesse dann nicht wieder zusammen mit ISO zu laufen, sondern alleine zu gehen. Irish und Papalou starten vor mir. Ich hole beide schon bald ein. Dann treffe ich am Wegesrand Ronny einen Deutschen, von welchem ich schon ein paar Tage gehört habe. Er hat als Maler in der Schweiz gearbeitet, unter anderem in Bad Ragaz und Arosa. Wie klein die Welt doch ist!
Ich gehe dann weiter und überhole immer wieder mal Irish. Der Mann ist wie es sein Name schon sagt Ire, 68 Jahre alt und sehr fit. Er lebt zwar schon seit mehr als 40 Jahren in New York, hat aber immer noch den typischen irischen Akzent. Den Rest der Truppe sehen wir jedenfalls erst später im Shelter wieder. Dazwischen, pünktlich zum Mittag erleben wir wieder ein Trail Magic. Ein riesiger Topf mit Maccaroni, daneben Hamburger, Cola und alles was den Hiker Hunger etwas stillt. Genial!
Der erste Berg nach diesem Essen geht dann nicht ganz so leicht...
Am Schluss des Tages sitzen wir dann gemütlich zusammen am Feuer, doch schon um 21 Uhr wird es still- Hiker gehen früh schlafen!











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23. März: Wanderalltag für die nächsten Wochen?

Von Neels Gap laufen wir heute relativ spät ab. Wir haben unseren Plan eines 19 Meilen Tages geändert, die Vernunft hat gesiegt. So wird es nur ein 11 Meilen Tag.
Ich gehe bewusst langsam. Laufe immer an zweiter Stelle. Ich weiß genau, wenn ich voraus laufe, mache ich automatisch zu viel Tempo. Doch irgendwie hat das langsame Laufen seine Tücken. Ich werde viel schneller müde. Das Gewicht meines Rucksacks ist auch zu hoch. Ich habe am Schluss wohl doch ein paar Sachen zuviel mitgenommen die ich nie brauche: Camp Schuhe = Crocs, Fleece Jacke, Daunen Socken (die ich extra eine Woche vor Abreise noch bestellt habe...), Ersatzsocken, Ersatzakkus und viel zuviel zu Essen. Nun die Crocs konnte ich heute Abend schon mal verschenken.
Der Trail war recht einfach heute. Etwas auf und ab. Ca um 15 Uhr sind wir dann am Shelter angekommen. Als erste stellen wir Zelt und Hammock auf, nicht ahnend dass wir am Abend am Rande einer Zeltstadt wohnen. Hoffe ich kann dem Trubel etwas aus dem Weg gehen...
Auch heute habe ich wieder viele neue Leute kennengelernt. Wie es aber so ist, kennt man sich nur beim Trail Namen. ISO, Papalou, Irish, Gigels, Woodstock, Bear Man, Diesel, Jamaika, usw. Der richtige Name oder was man ist oder wieviel Geld man hat, spielt hier absolut keine Rolle. Vielleicht ist dein Wanderkollege Millionär oder arbeitslos und ein Sozialfall - niemand kümmert es. Das ist wirklich schön. Alle sind gleich, alle sind hier Hiker, nicht mehr, nicht weniger.
Ich habe meinen Trailnamen heute auch bekommen, nachdem ich gestern noch etwas an diesem Namen gezweifelt habe: TEN SPEED. Das ist in den USA anscheinend der Begriff der einem sofort das Rennrad vor Augen führt. Da ich früher Rennrad-Rennen gefahren bin und auf dem Trail auch ziemlich zügig unterwegs bin, passt das.




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Montag, 23. März 2015

21./22. März: Die ersten Tage

Samstag und Sonntag sind gute Tage zum Wandern, dies merke ich schnell. Trail Magic ist das Zauberwort! Meist an Orten wo der Trail eine Straße kreuzt verbringen ganze Gruppen ihr Wochenende. Boy Scouts und oft kirchliche Gemeinschaften unterstützen die Wanderer mit Essen und Trinken. Kostenlos. In der Schweiz wäre sowas unvorstellbar.
Ich mache relativ lange Distanzen für den Start und ich bin schnell unterwegs. Es hat einige die ich jeden abend wieder sehe, einfach einige Stunden später. Das wandern ist schön in den Wäldern. Ab und zu gibt es Ausblicke, wo man sie Täler überblicken kann.
Unglaublich was die Leute an den Shelter zurücklassen! Bei einem steht ein Zelt, bei einem anderen ein Sack mit Essen für mehrere Tage.
Ich wansere oft mit "ISO". Das heißt, er startet zuerst und ich hole ihn dann nach einigen Stunden ein. So schaffen wir es am dritten Tag nach Neels Gap. Es hat auf dem Abstieg von Blood Mountain zu Regnen begonnen. So ist es schön in einer warmen Hütte übernachten zu können.




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20. März: Start vorverschoben

Obwohl ich nach ziemlich exakt 24 Stunden endlich im Hiker Hostel ins Bett gefallen bin und wahrscheinlich 2 Minuten später schon tief geschlafen habe, stelle ich meine innere Uhr gut um. Am Morgen fühle ich mich fit. Das einzige was ich noch haben sollte ist Milchpulver und Gaskartuschen. Das Gas bekomme ich direkr von Hostel und auf Milchpulver kann ich zur Not ja auch einige Tage verzichten. Freu mich schon auf das Müsli mit Wasser... Ich beschliesse also am Morgentisch heute aufzubrechen. Schnell packe ich alles irgendwie noch in den Rucksack rein. Jetzt mit Essen und Wasser kommt er mir sehr schwer vor...
Der Shuttle fährt mich und vier andere zum Amicalola State Park. Die meisten der anderen Hiker lassen sich direkt zum Springer Mountain fahren. Sie sparen sich damit locker mal 8.5 Meilen, immerhin mehr als 13.5 Kilometer.
Man hat mich in Hostel gewarnt vor diesem Trail, der eigentlich nicht zum Appalachian Trail dazu gehört. Am Start steht etwas von 8 Stunden Marschzeit. Die Treppen am Anfang seien der Graus. So schlimm waren die jetzt nicht... Es ist ein nebeliger Tag. Zum Glück, dem es ist nicht zu heiß. Nun, nachdem ich viele Wanderer überholt habe und mit allen noch einige Zeit gesprochen habe, bin ich doch tatsächlich nach drei Stunden schon oben. Da kann ich nur sagen: ich hätte es mir schlimmer vorgestellt... ;-)
Oben angekommen, Sicht gleich null. Doch wer sitzt da? Scott, der Anti-Hiker mit dem Psycho-Blick. Er hat es doch tatsächlich in der gleichen Zeit geschafft von Parkplatz 0.9 Meilen zu laufen...
Ich steige dann auch ab, respektive beginne jetzt offiziell meinen Appalachian Trail Thru-Hike. Auf dem Parkplatz treffe ich auf mein erstes Trail Magic. Ein als Indianer verkleideter älterer Mann verteilt Snickers. Ein Typ zum schreien...
Ich laufe dann zusammen mit "ISO", mit richtigem Namen "David" bis zum nächsten Shelter. Irgendwann beginnt es definitiv zu Regnen und irgendwann taucht dann auch noch Scott auf. Wenigstens komme ich so wiedermal in den Genuss von Jerky!
Ich schlafe im Shelter, da ich nicht groß Lust habe meine Hängematte noch im Regen aufzustellen. Ich höre nur eine Maus, stosse mitten in der nach irgendwie an meine Daunenjacke welche ich im Schlafsack sein habe, zusammengepackt im Packsack. Im Halbschlaf denke ich "eine Maus" und schreie und fluche etwas herum. Mitbekommen hat das zum Glück niemand...




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Flug nach Atlanta

Morgens um 2 Uhr hieß es für Rico und mich "Aufstehen". Er bringt mich zum Flughafen. Danke nochmals dafür!
Der Flughafen ist noch wie ausgestorben. Vor 5 Uhr läuft nichts.
Mein erster Flug nach Amsterdam verläuft ohne Probleme. In Amsterdam wird schon mal jeder Passagier gefragt was er in dem USA machen will, was er arbeitet, wieviel er verdient usw. NSA lässt grüßen...
Der Flug ist lang und das Essen miserabel, doch gibt es bei irgendeiner Fluggesellschaft wirklich gutes Essen?
Über den Festland von Kanada sieht es dann aus wie über einer Wüste - eine Schnee - und Eiswüste.
Das Appalachen-Gebirge überfliegen wir dann in etwas weniger als drei Stunden. Zurück soll ich dann fünf Monate haben?!? Noch ist es nur schwer vorstellbar...
Am Atlanta Flughafen heißt es dann erstmal durch den Zoll. Eine riesige Schlange steht an. Vorne sind DREI Schalter besetzt. Ich könnte schreien vor soviel Ineffizienz. Nach fast zwei Stunden bin ich dann an der Reihe. Der arabisch aussehende Mann vor mir muß mit einem Beamten mit. Der Beamte hat die Gummihandschuhe schon an...
Bei mir geht es sehr schnell. Ein Freund von Beamten ist den Weg vor zwei Jahren auch gelaufen. Und der Stempel ist schon drin!
Dann heißt es mit dem Zug quer durch Atlanta, ganz in dem Norden. Auch das geht problemlos. Eine kleine Truppe von Hikern steht schon da. Es kommen aber noch ein paar mehr. Wir fahren dann noch etwa eine Stunde bis zum Hostel. Da sind noch mehr Hiker. Lustige Typen, komische Typen und dann ist da auch noch Scott. Eine Mischung aus einem alten, versoffenen, übergewichtigen Rockstar und einem Psychopathen. Auf jedenfall nicht der typische Thru-Hiker...


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