Samstag, 11. Juli 2015

6.-11. Juli: The Whites

Noch etwas geschwächt und deshalb unsicher wie ich mit den "extremen" Bergen zurecht komme, starte ich am Montag morgen in die Whites. Im ersten Aufstieg fühle ich mich recht gut. Ich lasse die anderen, die mit mir gestartet sind rasch hinter mir. Es geht steil hinauf, aber das bin ich ja mittlerweile gewohnt. Der AT geht immer direkt auf jeden gottverdammten Hügel hoch, meist ohne Spitzkehren. Hier in dem Whites ist dies besonders ausgeprägt.

Ich komme auf den ersten Kamm. Steine, nichts als Steine. Nicht die Berge die ich erwartet habe, von denen alle geschwärmt haben. Im ersten Moment bin ich wiedermal sehr enttäuscht. Das kanns doch nicht sein!

Es kommen dann immer wieder steile Ab- und Aufstiege. Einmal sprechen die Leute von einem Wasserfall, den man hinunter klettern müsse. Naja, Wasserfall ist dann doch etwas übertrieben. Ein Rinnsaal fliesst über ein paar Steine hinunter. Warum müssen die Amis immer so maßlos übertrieben?

Das wandern in den Whites ist streng, da es sehr steinig und meist irgendwo steil hoch oder runter geht. Man muss also immer höllisch aufpassen wo man hintritt. Technisch ist es aber recht einfach. Kein klettern oder was auch immer gesagt wird. Für mein Empfinden sind es nicht richtige Berge. Es ist mehr ein einziger Steinhaufen...

Ich hole dann am ersten Tag die Arkansas Twins ein. Zwei sehr spezielle Typen mit denen ich mich jedoch gut verstehe.

Die sogenannte "Presidential Range" durchlaufe ich an einem Tag. Am Morgen noch im Regen und Sturm bin ich um Mittag rum bei der "Lake of the Clouds Hut". Das Wetter ist super und ich sehe den Mount Washington über mir. Dieser Steinhaufen soll alles sein? Gerade vom Sockel haut mich das nicht. In der Schweiz oder Europa würde ich so einen "Berg" sicher nicht besteigen...

Im Visitor Center am Pinkham Notch treffe ich dann eine Frau wieder, welche ich mit ihrer Familie schon in der Skihütte bei Manchester getroffen habe. "10-Speed!" ruft sie mir von weitem zu.
Kurz darauf wieder ein "10-Speed!". Diesmal Lena aus Deutschland, welche ich ein paar Tage zuvor in "Hiker Welcome Hostel" getroffen. Wir unterhalten uns lange, ich esse dabei zwei Chili con Carne. Endlich habe ich wieder Appetit!
Als ich los will wieder: "10-Speed!". Diesmal Bones, eine kleine Dame die ich auf dem Long Trail getroffen habe. Ja, viele haben mich eingeholt während ich untätig herumlag...

Ich laufe noch den nächsten Aufstieg hinauf. Wieder sehr steil. Oben finde ich einen tollen Platz zum campen. Das habe ich hier in den Whites schätzen gelernt. Zelt ist hundertmal besser als Hammock! Dämliche Empfehlung die ich da letztes Jahr von jemandem erhalten habe...

Am nächsten Morgen, als ich gerade mein Zelt zusammen packe, steht plötzlich "Proudfoot" da. Welch freudige Überraschung! Wir wandern zusammen weiter. Ein guter Tag durch die sogenannten "Wildcats". Unterwegs finden wir raus das das "Pensilvania Dutch", das er als Amisher spricht, sehr stark mit dem "schwiizerdütsch" verwandt ist. Viele Worte sind fast schon typisch schweizerisch. "Dutch", also holländisch ist definitiv irreführend.

Wir übernachten in einem Shelter kurz vor Gorham. Morgen gehts nochmal in eine Stadt für einen Zero oder Nero, je nach Definition. Dann noch 298 Meilen bis Katahdin! Sollte jetzt eigentlich zu schaffen sein. Ich fühle mich wieder stark, als ob da nichts gewesen wäre letzte Woche... ;-)

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